Page 7 - Langenthaler Zeitung - KW 2 - 2022
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DIENSTAG, 11. JANUAR 2022                                                                                                                                     SEITE 7





                            Der Schuh der Mieterinnen und Mieter drückt




          Eine schweizweite Umfrage        zeigen sich in städtischen und                                                                      ter selbst aktiv werden, um zu
          des Mieterinnen­ und Mieter­     ländlichen Gebieten, sind aber                                                                      ihrem Recht zu kommen. Mie-
          verbands  (MV)  zeigt,  dass     in den Grossstädten noch ak-                                                                        terinnen und Mieter wünschen
          über 70 Prozent der Mieter­      zentuiert. Über 70 Prozent der                                                                      sich aber prioritär rechtliche
          innen und Mieter Probleme        Mieterinnen und Mieter haben                                                                        Verbesserungen, welche auto-
          im Mietverhältnis haben oder     oder hatten zudem Probleme                                                                          matisch gelten oder Dritte mit
          hatten. Drei Viertel hatten      im Mietverhältnis wie z.B. beim                                                                     der Kontrolle beauftragen. Da-
          Schwierigkeiten, eine bezahl­    Unterhalt der Wohnungen, bei                                                                        mit würde für die Mieterinnen
          bare Wohnung zu finden. Das      Mängeln oder im Zusammen-                                                                           und Mieter das Risiko, auf in-
          Machtgefälle zwischen Vermie­    hang mit Sanierungen. Ein ho-                                                                       dividueller Ebene das Verhält-
          terseite und Mieterseite führt   her Anteil der Probleme bleibt                                                                      nis zur Vermieterschaft zu ge-
          dazu, dass sich Mieter innen     ungelöst.                                                                                           fährden, wegfallen. Eine hohe
          und Mieter oft nicht weh­                                                                                                            Zustimmung haben z.B. eine
          ren, auch wenn sie rechtlich       Strukturelles Machtgefälle                                                                        automatische Weitergabe der
          die Möglichkeit dazu hätten.           im Mietverhältnis                                                                             Mietzinssenkung, eine automa-
          Die Befragten wünschen sich      Mieterinnen und Mieter gewich-                                                                      tische Offenlegung des Mietzin-
          grossmehrheitlich griffige Re­   ten ein gutes Verhältnis zur                                                                        ses der Vormieterschaft oder
          gelungen zur Bekämpfung der      Vermieterschaft als sehr wich-                                                                      eine Kontrolle der Rendite der
          steigenden Mieten und einen      tig. Das bedeutet auch ein star-                                                           Bild: pixabay  Vermieterschaft (Mietpreiskon-
          besseren Mieterschutz.           kes Abhängigkeitsverhältnis in  Mieterinnen und Mieter gewichten ein gutes Verhältnis zur Vermieterschaft   trolle). Konkrete Vorschläge zur
                                           Mietverhältnissen hin, wo die  als sehr wichtig.                                                    Verbesserung des Mieterschut-
          Das Forschungsinstitut Sotomo  Mieterseite gegenüber der Ver-                                                                        zes finden bei den Befragten
          hat im Auftrag des Mieterin-     mieterseite die schwächere Par-  vier von zehn Befragten ihren  In denjenigen Fällen, in denen  ebenfalls eine sehr hohe Akzep-
          nen- und Mieterverbandes (MV)  tei ist. Dieses Abhängigkeitsver-  Anspruch auf eine Mietzins-       sich die Mieterinnen und Mie-    tanz, so u.a. ein besserer Kündi-
          schweizweit eine repräsentative  hältnis zeigt sich z.B. bei der  senkung bei der Senkung des  ter wehren, erhalten sie häu-         gungsschutz (z.B. bei Sanierun-
          Umfrage durchgeführt: Mehr als  Angst vor einer Kündigung der  Referenzzinssatzes nicht einfor-     fig  Recht:  Bei  der  Anfechtung  gen).
          18‘000 Mieterinnen und Mie-      Wohnung, die von den Befrag-     derten wegen Bedenken, dass  des  Anfangsmietzinses haben
          ter haben dabei zu ihrer Mietsi-  ten als sehr belastend wahrge-  sich das Verhältnis zur Vermie-   die Mieterinnen und Mieter in  Die Resultate zeigen den Hand-
          tuation, ihren Erfahrungen auf  nommen wird.                      terschaft verschlechtern könnte  67 Prozent bzw. 82 Prozent der  lungsbedarf für Verbesserungen
          dem Wohnungsmarkt und ihren                                       oder  ein  Konflikt  mit  der  Ver-  Fälle (teilweisen) Erfolg. Bei der  beim Mieter- und Wohnschutz
          mietpolitischen Anliegen Aus-    Das strukturelle Machtgefälle  mieterseite vorprogrammiert  Senkung des Referenzzinssatzes  klar auf. Zurzeit laufen aber Be-
          kunft gegeben.                   zwischen Vermieterseite und  wäre. Gleichzeitig kommen Ver-        sind Wohnungsmieterinnen und  strebungen zur Einschränkung
                                           Mieterseite führt dazu, dass  mieterinnen und Vermieter den  -mieter in 63 Prozent der Fälle  der Untermiete oder einfache-
              Hoher Problemdruck           sich Mieterinnen und Mieter oft  Mieterinnen und Mieter nur in  erfolgreich.                        ren Kündigungen beim Eigen-
          Rund drei Viertel der Mieterin-  nicht wehren oder ihre Ansprü-   sehr seltenen Fällen «freiwillig»                                  bedarf, was die Abhängigkeit
          nen und Mieter hatten bei der  che nicht geltend machen, auch  entgegen (z.B. gaben nur 6 Pro-       Hohe Zustimmung für Ver­        der Mietenden von der Vermie-
          Wohnungssuche Probleme, eine  wenn sie rechtlich die  Mög-        zent der Vermieterinnen  und  besserungen im Mieterschutz          terseite noch verstärken würde.
          bezahlbare oder geeignete Woh-   lichkeit dazu hätten. Dies zeigt  Vermieter die Mietzinssenkung  Das Mietrecht verlangt heute,
          nung zu finden. Die Probleme  sich beispielsweise darin, dass  automatisch weiter).                 dass Mieterinnen und Mie-                                     pd



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