Page 13 - Berner Nachrichten - KW 36 - 2020
P. 13
DIENSTAG, 1. SEPTEMBER 2020 SEITE 13
Wandern leicht gemacht
Bärentatze
Der Dachverband Schwei- punkte mehr als bei der letzten
zer Wanderwege zeigt we- Erhebung vor sechs Jahren. Die
nig erfahrenen Wanderinnen Coronavirus-Pandemie, und da-
und Wanderern, wie man ge- mit einhergehend die einge-
nussvoll und korrekt auf dem schränkten Reisemöglichkei-
einheimischen Wanderweg- ten, verleiten gleichzeitig viele
netz unterwegs ist. Dazu lan- Schweizerinnen und Schweizer,
ciert er speziell für diese Ziel- Wandern diesen Sommer neu
gruppe die Video-Serie «Like für sich zu entdecken.
to Hike». Armut ist kein Mumpitz!
Gut informiert –
«Wie geht eigentlich Wan- gut unterwegs Mit Mumpitz war ab dem 17.
dern?», fragt sich aktuell so Auch versierten Wanderfans Jahrhundert eine Schreckge-
mancher Gelegenheitswande- bieten die Schweizer Wander- stalt oder auch eine Vogelscheu-
rer. Die Schweizer Wanderwege wege auf ihrer Website zahlrei- che gemeint. In der zweiten Hälfte ZUR PERSON: Thomas Fuchs
zeigen auf, was es zu beachten Bild: zVg che Informationen zum Wan- des 19. Jahrhunderts erscheint kandidiert für das Bürgerli-
gilt, damit Wandern auch ef- Fast 60 Prozent der Schweizer Bevöl- dern, Inspiration für Wander- dann der Begriff auf der Berliner che Bündnis (FDP, SVP) am
fektiv Spass macht. Dem sor- kerung wandert. routen und Hilfestellungen zur Börse für «erschreckende Ge- 29.11.2020 für den Stadtber-
genfreien Wandervergnügen Planung der nächsten Wande- rüchte» und heute steht er um- ner Gemeinderat. Der ehema-
steht nichts im Weg, wenn be- Wanderwissen und sicherheits- rung. Der erste Clip der «Like to gangssprachlich für «Unsinn». lige Nationalrat und Grossrat ist
stimmte Grundregeln berück- relevante Empfehlungen ver- Hike»-Serie steht ab sofort auf Präsident der SVP Stadt Bern
sichtigt werden. Mit dem ers- mittelt. den Online-Kanälen der Schwei- Viel Unsinn lesen und sehen wir und Präsident der Berner Sa-
ten Teil der Video-Serie «Like zer Wanderwege in Deutsch und Tag für Tag in den Medien. Kleinste mariter, Geschäftsführer des
to Hike» sprechen die Schwei- Wander-Hype im Schweizer Französisch zur Verfügung. Ein Vorfälle werden aufgepuscht, pri- Bundes der Steuerzahler und
zer Wanderwege jedoch spezi- Corona-Sommer Teaser wird zudem per Screen- vate Sachen werden in die Öffent- im Militär Oberst. Er ist in Bern
fisch Personen mit wenig Wan- Die Studie «Sport Schweiz Werbung im ÖV publiziert. lichkeit gezerrt und Leute hem- geboren und aufgewachsen
der-Know-how an. Mit den ani- 2020» belegt den Boom: Fast pd mungslos blossgestellt. Mit reis- und Herausgeber der Zeitun-
mierten Kurzvideos werden auf 60% der Schweizer Bevölkerung serischen Schlagzeilen versucht gen DIE IDEE und Bern-Aktuell.
kurzweilege Art elementares wandert – rund zwölf Prozent- www.schweizer-wanderwege.ch man neue Leserinnen und Leser
zu gewinnen. Aber will die Leser- Mehr erfahren Sie unter:
schaft wirklich immer nur Nega- www.fuchs.tv
KOLUMNE tives hören und lesen? Hat es in
der heutigen Zeit wirklich keinen
«Mobility Pricing» – Die neue Abzocke des Staates Platz mehr um positive Geschich- Fahren Sie einmal in unsere wun-
ten und Erfahrungen zu vermitteln derschönen Berge. Alphütten
oder die Menschen auch einmal ohne Strom und ohne fliessendes
Während ich diese Zeilen Es erstaunt kaum, dass rot-grün dazu zu ermuntern, selber über Wasser. Hier wohnen Menschen,
schreibe, verharrt die Anzahl regierte Städte deren Einführung das Leben nachzudenken? arbeitsam, bescheiden und emp-
Neuansteckungen am Corona- forcieren. Für die Linke als Ob- fangen Wanderer trotzdem herz-
Virus in der Schweiz auf glei- rigkeit gibt es nur das Fussvolk, Der Nationalfeiertag, der Geburts- lich und geben von dem Wenigen
chem Niveau. Diese Entwick- dem allerhöchstens das Fah- tag unserer Schweiz ist so ein An- das sie haben, noch etwas ab.
lung stimmt optimistisch und ren auf einem subventionierten lass. Leider fielen wegen Corona Gastfreundschaft pur.
bleibt hoffentlich so. Weniger Velo gestattet wird. Befremd- die meisten 1. August-Brunchs,
erfreulich sind die wirtschaftli- lich ist aber, dass ein auf dem die Höhenfeuer und Festanlässe Oder die 90jährige Frau in einer
chen Folgen der Pandemie und Papier bürgerlicher Regierungs- sowie auch die Festreden aus, alten Stadtwohnung mit Koh-
des damit zusammenhängenden rat hier grünes Licht gibt. Ist das trotz sommerlicher Hitze fielen sie lenheizung und ohne Warmwas-
«Lockdowns». Viele Betriebe «Mobility Pricing» einmal einge- also sozusagen ins Wasser. Ge- ser. Die ihr zustehende Ergän-
stecken in der Bredouille. Und führt, wird es sich nicht lange legenheit also, sich mal einem zungsleistung bezieht sie nicht.
selbst diejenigen, welche bei auf die Stosszeiten begrenzen. Thema zu widmen, von dem die Sie kauft 5 Minuten vor Laden-
ihrer Hausbank rasch und un- Diese neue Verkehrssteuer ver- meisten hoffen nie davon betrof- schluss verbilligt ein, lacht und
kompliziert einen COVID-Not- teuert jede Dienstleistung, und fen zu sein. Die Armut. ist glücklich, Jedes Jahr spendet
kredit in Anspruch nehmen AUTORIN zwar vom Lieferanten, über den sie etwas der SVP und den Sa-
konnten, machen sich mittler- Sandra Schneider Handwerker bis zum Versiche- Leben am Rande der Existenz – maritern, denn die tun etwas für
weile Gedanken, ob und wie sie Bieler Grossrätin & Stadträtin rungsvertreter. das kennen wir meist nur aus dem ihre Schweiz und ihr Land, ob-
diesen innerhalb der kommen- Vorstandsmitglied ACS Fernsehen und vom Internet. Le- wohl sie selber zuwenig hat. Von
den Fünfjahresfrist wieder zu- Sektion Bern Besonders perfide ist, dass diese ben mit weniger als einem Fran- dem wenigen Geld das sie hat,
rückzahlen können. neue Steuer quasi hinter dem Rü- ken pro Tag, ohne Weihnachtsge- gibt sie gerne etwas ab. Mön-
kehr verflüssigen. Man kann es cken der Bürgerinnen und Bür- schenke und Leben ohne Wasser che und Nonnen verzichten be-
Der Einschnitt in der Wirtschaft aber auch einfacher umschrei- ger eingeführt werden soll. Als ist für uns unvorstellbar, für Mil- wusst auf jeglichen Besitz und
hat automatisch auch Auswir- ben: «Mobility Pricing» ist «Pilotprojekt» wird hier ein pro- lionen aber leider eine Tatsache. sind ziemlich sicher glücklicher
kungen auf den Staat. Steuer- nichts anderes als ein zusätzli- visorischer Charakter vorgegau- Eine Lebenserwartung von we- als viele Bankmanager mit Millio-
einnahmen gehen zurück, cher Wegzoll zulasten der Auto- kelt, aus dem dann plötzlich voll- niger als 55 Jahren und ein Ka- nensalären.
die steigende Arbeitslosigkeit fahrer. Trotz modern daherkom- endete Tatsachen entstehen. Die- lorienverbrauch von weniger als
führt zu höheren Sozialkosten. menden Anglizismus ist es eine ses Vorgehen kennt man auch 2'200 Kalorien pro Tag gelten als Wer Arme ausgrenzt macht ei-
Schlechte Zeiten verlangen von Massnahme, die man schon im von rot-grün regierten Städten, Armut. nen Fehler. Nicht vergessen: es
der Privatwirtschaft, ihre Aus- Mittelalter kannte. Und wie im die mit der gleichen Masche Ver- gibt zumindest eine Gerechtig-
gaben zu überprüfen, sich auf Mittelalter profitierten davon kehrsschikanen einführen. Erst Und in der reichen Schweiz? Job- keit auf dieser Welt: Botox hin
Wesentliches zu konzentrieren in erster Linie nicht die einfa- kürzlich wurde die Stadt Bern bei verlust, Krankheit, Mobbing und oder her – wir gehen nackt, wie
und auf Wünschenswertes zu chen Leute, sondern die Obrig- diesem Vorgehen vom Verwal- auch Armut können jeden treffen, wir zur Welt gekommen sind.
verzichten. Bei der öffentlichen keit, die sich dadurch in herr- tungsgericht zurückgepfiffen. Ob auch Dich! Die Zuwanderung von Das letzte Hemd wird garantiert
Hand steht die Auswahl oftmals schaftlichen Residenzen leisten das Gericht auch gegenüber dem jährlich fast 70'000 Menschen keine Taschen haben und ge-
nur zwischen Neuverschuldung konnten. Kanton den gleichen Mut auf- bringt nicht nur neue Kunden rade daher sollten wir vermehrt
und «Einnahmenoptimierung». bringt, darf durchaus bezweifelt und Mitbewohner, sie bringt auch darüber nachdenken, wem wir
Der Kanton Bern wählt oftmals Die Einführung einer Mobility- werden. Die Erfahrung zeigt im- neue Probleme und einen Kampf zu Lebzeiten eine Freude ma-
eine Kombination aus beidem. oder auch Road-Pricing genann- mer: Eine neu eingeführte Steuer um Arbeitsplätze. chen können und wollen. Blu-
Und besonders wenn es um die ten Zusatzsteuer ist schlicht bringt man nie mehr weg. men in der Wohnung wirken
Steigerung der Steuereinnah- asozial. Besonders gebeutelt Was wir in diesem Land erleben besser als auf dem Grab. Also,
men geht, steht der Berner Bär werden dadurch Leute, die von Schon heute müssen viele ist aber eine andere Armut, eine mehr lächeln, dem einsamen al-
dem listigen Fuchs in nichts Berufswegen auf ein Auto ange- Leute den Gürtel enger schnal- auf hohem Niveau. Bei uns muss ten Mann in der Stadt mal ein
nach. wiesen sind. Wer dabei in einem len. Viele befinden sich in Kurz- niemand für sogenannte Hunger- Getränk zahlen, wieder mal et-
Tieflohnsegment arbeitet, dem arbeit oder stehen vor dem Ver- löhne arbeiten und die sozialen was Zeit für Freunde und Ver-
Eines dieser Hilfsmittel nennt geht dieser Obolus schon sehr lust ihrer Stelle. Gerade in die- Netze sind weitreichend und um- wandte aufwenden oder einfach
sich «Mobility Pricing». Die rasch ans Eingemachte. Auch sen unsicheren Zeiten sollte der fassend ausgespannt. Wir wissen mal jemandem aus purer Freude
Idee dahinter: Man verteuere zu geht dabei vergessen, dass nicht Staat auf solche Experimente es: Nicht dem, der am lautesten einen 5liber zustecken und sich
Stosszeiten den motorisierten alle Berufsgruppen gleitende verzichten! Der ACS wird sich jammert, geht es am schlechtes- freuen, dass wir (noch) nicht zu
Individualverkehr, das solle die Arbeitszeiten in Anspruch neh- mit aller Kraft dafür einsetzen, ten! den Armen gehören.
Spitzen brechen und den Ver- men können. damit dies so geschieht.