Page 9 - Thuner Zeitung - KW 49 - 2022
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DIENSTAG, 6. DEZEMBER 2022 SEITE 9
Weberei und Wäscherei Hand in Hand
SCHWOB AG – Die Leinenwe- pro Kilo eine Amortisation für Neue «Smart Laundry»
berei hat im Emmental eine die eingesetzten Textilien erwirt- an bester Lage
jahrhundertealte Tradition. schaften.» Die Schwob AG bildet Lernende
Das KMU führt diese Werte bis In der Konfektion – im eigentli- in diversen Berufen wie Textil-
heute fort und setzt gleichzei- chen Atelier und in der Manu- technologe, Textilpraktiker oder
tig auf Innovation und Spit- faktur – befinden sich weitere im kaufmännischen Bereich aus.
zentechnologie – mit Erfolg: Maschinen wie zum Beispiel «Leider tun wir uns schwer, die
Das Unternehmen in Burgdorf einen Längssäumer oder einen entsprechenden Talente zu fin-
gehört national und interna- top modernen Quersaumauto- den, was besonders auf die Be-
tional zu den führenden An- mat, welche die grossen Näh- rufe im Textilbereich zutrifft»,
bietern hochwertiger Texti- und Verarbeitungsfähigkeiten bedauert Hirt. Mit regelmässigen
lien für die Hotellerie und vom Personal technisch unter- Teilnahmen an Berufsmessen so-
Gastronomie sowie für das stützen. Zudem wird eine mo- wie Auftritt in der Öffentlichkeit
Gesundheitswesen. derne 6-Kopf Stickmaschine für will das Unternehmen junge Men-
Bilder: zVg
Logos auf Bademäntel, Frottier- schen für Textilberufe begeistern.
Im Herzen der Schweiz – in Stephan Hirt, Vorsitzender der Geschäftsleitung und Mitinhaber der Schwob tüchern oder immer öfter auch Wichtig für das Berner KMU, das
Burgdorf – steht die älteste noch AG: «Ich kenne kein Unternehmen, das gleichzeitig beide Bereiche, Weberei/ auf personalisierten Kochjacken zwischen 220 und 250 Mitarbei-
vollständig erhaltene Leinenwe- Textilfertigung und Wäscherei, nahtlos umfasst.» eingesetzt. Aber auch das textile tende beschäftigt, ist die Firmen-
berei des Landes. Hier produ- Handwerk ist gefragt, beispiels- kultur: «Ohne eine positive und
ziert die Schwob AG seit 1872 Qualität in der Textilherstellung konnte Schwob dann «aus einer weise beim Weben aber auch inspirierende Kultur im Unter-
nachhaltige Bett- und Tischwä- beziehungsweise anschliessend Hand» einen Komplettservice in der Konfektion. Dort entste- nehmen ist jede – auch noch so
sche in Top-Qualität. Was als im kontinuierlichen Waschpro- anbieten und das Mietwäsche- hen aus dem gewobenen und im Kern erfolgreiche Strategie
kleiner Textilladen vor 150 Jah- zess. «Wir machen keine Zuge- geschäft respektive Leasingge- anschliessend veredelten Stoff – langfristig nicht optimal um-
ren begann, ist heute eines der ständnisse zu Lasten der Qua- schäft optimal ausbauen. dank vielen Nähmaschinen und setzbar», sagt Hirt. Ebenso wich-
modernsten Textilunternehmen lität und können unsere Tex- Die Schwob AG ist eine Jacquard- flinken Händen die Servietten, tig ist die Innovation. Dabei wird
Europas und möglicherweise das tilien dadurch nachhaltig und Leinenweberei: «Mit dieser spe- Tischtücher, Kissen oder eben der Fokus auf die Bedürfnisse der
einzige Textilunternehmen welt- hundertfach waschen. Wir sind ziellen und sehr anspruchsvollen Bettwäsche. Dazu Hirt: «Die Kunden gelegt und die Frage ge-
weit, das gleichzeitig eine Webe- in der Lage, selbst Textilien und Weberei-Technologie sind wir in Kombination von Mensch und stellt, wie sich der Kunde dank
rei und Wäscherei ist. Doch was Designs mit einer Geschichte der Lage insgesamt rund 80'000 Maschine ist extrem wichtig den Produkten profilieren kann.
steckt hinter dieser Erfolgsstory von über 100 Jahren wieder 1:1 Fäden auf 11 Webmaschinen ein- – wenn es um grössere Stück- «Swissness und Regionalität spie-
von Schwob? «Wir verfügen nachzuproduzieren», so Hirt. zeln anzusteuern. Dadurch kön- zahlen geht. Wir brauchen zum len zunehmend eine wichtige
über die ganze Kompetenz – vom Gerade in der Grand Hotellerie nen wir individuelle Bett- oder Beispiel bei einem Auftrag von Rolle.»
Garn, über die Textilherstellung ist dies ein wichtiges Kriterium, Tischwäsche herstellen, bei wel- ein paar Tausend Servietten die Grosse Herausforderungen
bis hin zum Wassertropfen, also um Kontinuität und Traditionen cher wir das Logo oder einen Unterstützung der Automaten. neben dem Fachkräftemangel
bis zur hochwertigen und profes- weiterleben zu lassen. Schriftzug vom Kunden einwe- Aber ohne das Textil-Wissen sind für das KMU die exorbitan-
sionellen Textilpflege», so Ste- ben.» 8 Maschinen sind für die und Know-how wäre dies nicht ten Energiepreise sowie Inves-
phan Hirt, Vorsitzender der Ge- Schweizer Handwerk Tischwäsche und 3 Webmaschi- mit der von den Kunden ge- titionen. So baut Schwob eine
schäftsleitung und Mitinhaber und Präzision nen für Bettwäsche eingerich- schätzten Spitzenqualität mög- top moderne Grosswäscherei in
der Schwob AG. «Ich kenne kein Das ursprüngliche Standbein ist tet. «Wir produzieren für unsere lich.» Das Berner Unternehmen Härkingen, um die steigenden
Unternehmen, das gleichzeitig die Herstellung von Textilien. Kunden ihre individuellen Texti- ist ausschliesslich im B2B-Be- Bedürfnisse der Kunden in der
beide Bereiche, Weberei/Textil- Dieser Teil der Geschichte geht lien und gehen dabei in eine Vor- reich tätig und beliefert Kunden Deutschschweiz sowie in den
fertigung und Wäscherei, naht- bis ins Jahr 1750 zurück. Paral- leistung. Erst mit dem Waschser- aus der Hotellerie, Gastrono- Ballungszentren abzudecken.
los umfasst. Wir verfügen so- lel dazu wurde immer auch ein vice können wir pro Stück oder mie, Klinken und Residenzen. «Wir brauchen ausreichende
mit ohne Reibungsverluste über Textilhandel betrieben, so dass Kapazitäten in unseren Wäsche-
die gesamte Wertschöpfungs- sämtliche Anforderungen der reien und mit dem neuen Stand-
kette. Alles aus einer Hand, lau- Hotellerie- und Gastronomie- ort können wir andere Schwob
tet unser Firmenmotto, wovon kunden abgedeckt werden kön- Standorte entlasten – zumal die
der Kunde unmittelbar profitiert nen – von der Matratze, dem Du- Gästezahlen in vielen Regionen
und dies ohne Naht- respektive vet und Kissen, der Bett-, Tisch- der Schweiz wieder nahezu bei
Schnittstellen.» und Frottierwäsche bis hin zur den absoluten Spitzenwerten
Die 150-jährige Firmenge- Koch- und Servicebekleidung. sind», konkretisiert Hirt. Die In-
schichte ist geprägt von Innova- In den letzten Jahren wurde betriebnahme ist für den Früh-
tionen, Traditionen und einem mit der professionellen Textil- ling 2023 geplant. Danach gilt es,
Konw-how, das über Generatio- pflege respektive dem Schwob vorerst zu konsolidieren und die
nen auf einer überdurchschnitt- Wäschereiservice und mit der weitere Marktentwicklung genau
lichen Qualität basiert. Die Qua- entsprechenden Logistik, ein zu analysieren.
lität beginnt bereits beim Ein- neuer Geschäftsbereich aufge- Corinne Remund
kauf vom Garn und beim Hoch- baut – der Schwob Mietwäsche- Die Schwob AG stellt individuelle Bett- und Tischwäsche für Kunden aus der
halten der bewährten Schwob Vollservice. Mit diesem Schritt Gastronomie, Hotellerie, Kliniken und Residenzen her. www.schwob.swiss
Schnelligkeit und hohe Flexibilität
STANDORTSTRATEGIE – Die probleme etc. – bestätigen diese 100-prozentige Wert- aufgestellt.» Und noch etwas
Schwob AG setzt seit 150 Jah- weitsichtige Standortstrategie. schöpfung in der Schweiz ist dem Schwob-CEO wichtig:
ren auf den Standort Schweiz, «Das Festhalten am Produk- Schwob bezieht das Garn aus «Wir schaffen es, neue individu-
was gerade in der aktuellen Si- tionsstandort Schweiz war ge- Europa – in der Schweiz gibt ell hergestellte Textilprodukte,
tuation ein grosser Vorteil ist. rade mit diesem Hintergrund ab- es leider keine Spinnerei mehr zum Beispiel für eine Hotel-
solut richtig. Die Nachhaltigkeit – alle anderen Arbeitsschritte oder Gastronomiegruppe, acht
Die Leinenweberei Schwob ist ein Teil von unserer Firmen- werden dann in der Schweiz bis zehn Wochen nach Bestell-
hält seit 150 Jahren am Stand- DNA», betont Hirt. «Mit einer gemacht. «Somit haben wir eingang auszuliefern. Das kön-
ort Schweiz fest und expandiert Verlagerung der Produktion ins eine Wertschöpfung von fast nen Billiganbieter aus China
nicht nach China oder in andere Ausland hätten wir die Nähe 100 Prozent in der Schweiz nicht.» Hirt ist auch überzeugt,
Länder. So wird in Burgdorf pro- und die kurzen Wege zu unseren und tragen deshalb auf unseren dass die Weberei in Burgdorf
duziert und in den eigenen Wä- Kunden nicht optimal ausbauen Textillabels auch das Schwei- auch in fünfzig Jahren noch
schereien im Tessin, in Weggis, können.» Zudem setzt das inno- zer Kreuz. Dies mit Stolz und existiert. «Denn in der Schweiz
Olten, Jona und Niederuzwil die Bild: zVg vative Unternehmen auf hoch- zur Freude unserer Kunden gibt es viele Kunden, die nicht
Textilien gereinigt. Zudem arbei- Swissness pur mit einer Wertschöpfung wertige Qualität und produziert und deren Gästen, welche die riesige Mengen einkaufen und
tet das Unternehmen mit über von fast 100 Prozent in der Schweiz. teilweise auch kleine Mengen nachhaltige Herstellung von die hohe Flexibilität der letzten
30 Wäschereien als Partnerbe- für einen individuellen Kunden Textilien in der Schweiz schät- Weberei in der Schweiz schät-
triebe zusammen, um einen re- vice aus einer Hand sehr schät- in der Schweiz. «Unsere Kunden zen.» So waren während der zen. Dadurch können sich Ho-
gionalen und flächendecken- zen», erklärt Schwob CEO Ste- im Ausland – von Hong-Kong, Pandemie nur kleinere Verzö- tels und Restaurants beim Am-
den Service anzubieten. «Dieses phan Hirt. Die weltweite Situa- über den arabischen Raum bis gerungen zu beklagen. «Unsere biente und in der Qualität von
Angebot ist besonders für grös- tion und Erfahrung der jüngsten hin nach Europa – schätzen die langjährigen Lieferanten haben ihrem Gesamtprodukt entspre-
sere Kundengruppen und Ketten Zeit – Corona, unterbrochene Schweizer Qualität, die Schnel- uns immer bestens orientiert chend positionieren.»
wichtig, welche den Schwob Ser- Lieferketten und Versorgungs- ligkeit und die hohe Flexibilität.» und wir sind entsprechend gut CR