Page 5 - Langenthaler Zeitung - KW 04 - 2023
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DIENSTAG, 24. JANUAR 2023 SEITE 5
Schoop DIE STIMME DER KMU UND DER WIRTSCHAFT
Die Herausforderungen des neuen Jahres –
und wie wir sie meistern Winterstromreserve?
Nein: Mehr Geld für
Wir leben in turbulenten Zei- linge und Ausländer bezogen Strombarone
ten, wirtschaftlich und poli- rund 57.4% der Sozialhilfe.
tisch. Doch das Jahr 2023 Das kann es nicht sein. Geld erhalten Stromunterneh-
bietet auch neue Chancen men für den Unterhalt und den
und Möglichkeiten. Mit ei- Um diesen Asyl- und Sozi- Bau von Kraftwerken. Geld be-
ner vernünftigen Politik altourismus zu unterbinden, kommen sie für ihr Zocken und,
lässt sich vieles zum Guten braucht es griffige Mass- wenn sie damit fallieren. Jetzt
wenden. nahmen. Wer in die Schweiz soll eine neue Geldquelle kom-
kommt und in der Sozialhilfe men, die Winterstromreserve.
Ein neues Jahr hat begonnen landet, soll das Land wie-
– und wir stehen vor grossen der verlassen. Die Einwande- Es ist schwer, in der Schweiz
Herausforderungen. Die Zei- rung in den Sozialstaat muss eine Branche zu finden, die stär- Bild: zVg
ten sind turbulent, alte Ge- gestoppt werden. Das Motto ker subventioniert wird als die ZUR PERSON:
wissheiten schwinden, neue muss lauten: Arbeit statt So- Stromwirtschaft. Bauern, Pflege Henrique Schneider ist Ver-
Fronten tun sich auf. Mitten in zialhilfe. und Tourismus erhalten nichts, leger der Umwelt Zeitung.
Europa herrscht Krieg – ein Er- Bild: © Ehrbar Photography wenn man sie mit der Strom- Der ausgebildete Ökonom
eignis, das noch vor 12 Mona- Dr. Adrian Schoop ist Unter- Neue Märkte, produktion und -Verteilung ver- befasst sich mit Umwelt
ten undenkbar schien. Auch nehmer und FDP-Grossrat im tiefere Steuern gleicht. und Energie aber auch mit
die Aktienmärkte sind vola- Kanton Aargau. Die Schweizer Wirtschaft wird Dabei sollte man hier nicht von Wirtschafts- und internatio-
til. Die Inflation macht vielen von extremen Teuerungsra- Stromwirtschaft reden. Die naler Politik.
Bürgerinnen und Bürgern zu ten und dem Fachkräfteman- Strombarone sind überwiegend
schaffen. Das alles ist jedoch Verfolgten helfen, gel geplagt. Zudem hat uns Staatsunternehmen, mit Mono-
kein Grund, zu resignieren und Asylmissbrauch verhindern die Organisation für Entwick- polen, Garantien und anderen deren halten keine Reserve. Da-
den Kopf in den Sand zu ste- Der russische Angriff auf die lung und Zusammenarbeit Privilegien ausgestattet. Sie tra- mit hat man keine Versorgung
cken. Wir können zwar nicht Ukraine hat im vergange- in Europa (OECD) eine teil- gen kein unternehmerisches Ri- garantiert.
alles steuern, so viel Demut ist nen Jahr alle überrascht. Der weise massive Erhöhung der siko. Sie werden vom Staat mit Die Reservehaltung kann nicht
angebracht. Viele Probleme Bundesrat hat den ukraini- Gewinnsteuern aufgezwun- Samthandschuhen angefasst. nach dem betriebswirtschaftli-
sind aber auch hausgemacht. schen Flüchtlingen unkom- gen. Eine vernünftige, liberale Alle ihre Wünsche werden ihnen chen Opportunitätsprinzip er-
Hier gilt es mutig anzupacken pliziert und rasch Schutz ge- Wirtschaftspolitik muss die- erfüllt, vor allem der nie endende folgen. Zielführend wäre: Die
und Abhilfe zu schaffen. boten. Das war richtig. Doch sen schädlichen Entwicklun- Wunsch nach Geld. Stromwirtschaft – verstanden als
In dieser ersten Kolumne des auch hier dürfen wir die Au- gen auf allen Ebenen entge- die über den Branchenverband
Jahres 2023 möchte ich des- gen nicht vor Fehlentwick- genwirken. Geld für Abzocke organisierten Unternehmen,
halb auf die Herausforderun- lungen verschliessen. Schaut Im Markt sind Strombarone al- und selbstverständlich nicht die
gen eingehen, die wir anpa- man sich an, wer nun wirklich Die wichtigsten Forderun- les andere als innovativ. Dafür Selbstversorger oder ihre Ge-
cken müssen. Dabei gibt es in die Schweiz kommt, so sind gen in diesem Zusammen- verteidigen sie ihre Pfründe poli- meinschaften –, insbesondere
durchaus auch neue Chancen es nicht nur Ukrainer. Schon hang lauten: Wir müssen neue tisch und erfinden neue Sub- die Besitzer von Speicherkraft-
und Möglichkeiten. länger nehmen die Asylgesu- Marktzugänge ausserhalb von ventionen. Zum Beispiel: Als werken, sollen zu einer Reserve-
che aus Herkunftsstaaten wie Europa erschliessen. Die Er- sich die Axpo im Jahr 2022 ver- haltung verpflichtet. Das ist bei
So beheben wir Eritrea oder Afghanistan wie- höhung der Gewinnsteuern zockte, mussten Steuergelder den anderen Versorgern, etwa Öl,
die Energiekrise der massiv zu. Das Staats- muss durch Steuersenkungen her, um die Firma zu retten, die schon lange der Fall.
Seit Monaten beschäftigt uns sekretariat für Migration ist am in anderen Bereichen wettge- Boni der fallierten Zocker zu be-
die Energiekrise. Private und Anschlag und kommt kaum macht werden. Zu denken ist zahlen und weiteres Zocken zu Geld für Barone
Unternehmen stehen vor der noch nach mit der Bearbei- an die Einkommenssteuer für ermöglichen. In der bundesrätlichen Vorlage
Unsicherheit, ob sie über- tung von Asylgesuchen. Die natürliche Personen oder die Jetzt kommen die Barone mit werden selbstverständlich auch
haupt noch genügend Energie Kantone und Gemeinden sind Verrechnungssteuer. der Strommangellage. Sie wol- die Vergütungen der Reserve-
und Strom haben werden. Mit überfordert. Wir müssen da- len mehr Geld, um im Winter halter geregelt. Der Vorschlag
dem neuen SVP-Bundesrat rum verhindern, dass mit einer Zugleich braucht es eine Stär- eine Reserve zu halten. Auf dem des Bundesrates ist eine wahre
Albert Rösti können wir hof- laschen Asylpolitik unsere So- kung der Ausgabendisziplin. ersten Blick ist das gar nicht Schatztruhe für Barone. Denn
fen, dass die gröbsten Fehler lidarität ausgenutzt wird, un- Viel zu viel Steuergeld wird so falsch: Damit die Stromba- die Totalentschädigung setzt
der vergangenen Jahre korri- sere Sozialwerke missbraucht durch unnötige Projekte ver- rone die Versorgungssicherheit sich aus verschiedenen Elemen-
giert werden. Der Fokus muss werden und die Schweiz zu ei- brannt oder ineffizient einge- im Winter aufrecht erhalten, sol- ten zusammen: Kosten der Ener-
auf einer sicheren Stromver- nem riesigen Flüchtlingslager setzt. Das muss aufhören – um len sie für die Vorratshaltung von gie, Kosten des Betriebs, Netz-
sorgung liegen, auf gefährliche mutiert. den Finanzhaushalt zu scho- überschüssigen Kapazitäten kosten, Kosten des Einsatzes,
Experimente und Luftschlös- nen und die Teuerung nicht entschädigt werden. usw. Strombarone können diese
ser ist zu verzichten. Der neue Arbeit statt Sozialhilfe zusätzlich anzufeuern. Doch dann kommt es: Selbst- Elemente verbinden und erhal-
Energieminister muss insbe- Bereits jetzt explodieren die verständlich erfüllt der Bundes- ten die Summe daraus. Reine
sondere dafür sorgen, dass Kosten für die Sozialhilfe. Ge- Den Wohlstand sichern rat den Wunsch der Barone. Er Selbstbedienung also.
die Stromproduktion im Inland stiegen ist insbesondere die Das sind nur einige der drin- schlug eine Vorlage zur Schaf- In der Schweiz gilt aber gesetz-
hochgefahren wird. Auf Im- Anzahl der Sozialhilfebezüger, gendsten Baustellen im neuen fung der Winterstromreserve vor. lich das Prinzip der Gestehungs-
porte – das zeigt die aktuelle die als anerkannte Flüchtlinge Jahr. Damit wir sie gemeinsam Weil die Vorlage vor allem den kosten. Die Produktionskosten
Krise – ist kein Verlass. oder als vorläufig Aufgenom- meistern können, braucht es Baronen gefallen muss, und nur des Stroms sollen entschädigt
mene in der Schweiz leben, eine offene politische Debatte sehr lose im Zusammenhang mit werden. Mehr nicht. Es geht
Gleichzeitig muss die Poli- von 44 708 im Jahr 2016 auf sowie die Bereitschaft zu Di- der Versorgungssicherheit steht: doch nicht an, dass Stromba-
tik die bürokratischen Hürden 72 132 Personen im Jahr 2021. alog und Kompromiss. Da- Die Reserve ist massgeschnei- rone sich auf Kosten des Bun-
für die Erneuerbaren abbauen. Die Sozialhilfequote im Flücht- bei darf es keine faulen Kom- dert auf die Betreiber und nicht des während einer Krisensitua-
Zudem müssen in der Solarin- lingsbereich lag 2020 bei 84,2 promisse geben, sondern nur auf die Versorgung ausgefallen. tion zusätzlich sanieren.
dustrie, in der Gebäudebran- Prozent. Mit anderen Wor- solche, die der Sache dienen. Und die in der Vorlage vorgese- Wie weiter? Die Vorlage wurde
che und anderen betroffenen ten: Mehr als acht von zehn Und was ist diese Sache? Ich hene «Entschädigung» für die noch zu Zeiten einer nun zurück-
Wirtschaftszweigen eine Bil- Flüchtlingen leben auf Kosten glaube, darauf können wir Reservehaltung ist mehr als ein getretenen Bundesrätin erarbei-
dungsoffensive stattfinden. des Staates, sprich: der arbei- uns einigen: Es sind die Bür- fürstliches Lehen. tet. Es liegt am Nachfolger, die
Nur so können wir dem Fach- tenden Bevölkerung und der gerinnen und Bürger dieses Bremse zu ziehen. Die Vorlage
kräftemangel entgegenwirken. Steuerzahler. Landes, es sind ihre Entfal- Opportunismus pur erhöht die Versorgungssicher-
Tatsache ist aber auch: Die Er- tungsmöglichkeiten als freie Zum ersten Problem: Der Reser- heit nicht. Sie schafft nur zusätz-
neuerbaren allein können un- Das Gesamtbild ist ebenfalls Individuen und ihr Wohlstand, vehaltung unterstehen nicht alle lichen Speck für Strombarone –
sere Energieversorgung nicht dramatisch: Die Kosten der den es zu sichern gilt. Strombarone, sondern nur ei- einmal mehr.
decken. Wir brauchen neue Sozialhilfe sind innert 10 Jah- nige. Man vermutet nicht falsch,
Grosskraftwerke und inno- ren um 47 Prozent angestie- wenn man denkt, dass nur jene,
vative Technologien. Ideolo- gen. Während im Jahr 2010 die wollen, hier mitmachen wer-
gische und kontraproduktive im Umfang von 1.9 Milliarden Ihre Meinung zu diesem Thema den. Damit ist der Versorgungs- Ihre Meinung zu diesem Thema
Technologieverbote wie das Franken Sozialhilfe verteilt interessiert uns. Schreiben Sie sicherheit nicht gedient. Denn es interessiert uns. Schreiben Sie
Verbot für Kernkraftwerke gilt wurde, waren es 2020 bereits per Mail an: werden nur jene mitmachen, die per Mail an:
es zu kippen. knapp 2.8 Milliarden. Flücht- schoop@schweizerkombi.ch damit Profite schlagen. Die an- schneider@umweltzeitung.ch