Page 9 - Emmentaler Woche - KW 36 - 2022
P. 9

DIENSTAG, 6. SEPTEMBER 2022                                                POLITIK                                                                           SEITE 9





            «Die Linken spielen mit dem Feuer»                                                                  KOLUMNE VON ERICH J. HESS




          Christa Markwalder, Berner                                        Wieso müssen wir am 25. Sep-        Die Lage
          FDP-Nationalrätin  empfiehlt                                      tember gleich zweimal über die
          aus Überzeugung 2x Ja zur                                         Reform abstimmen?                   wird ernst
          AHV-Reform. Hier erklärt sie                                      Einerseits geht es um die Er-
          warum.                                                            höhung des Referenzalters für
                                                                            Frauen auf 65 Jahre, anderer-       Bereits im Winter drohen
          Worum geht es bei der AHV-Re-                                     seits um die Zusatzfinanzierung     uns Gas und Strom auszu-
          form?                                                             von 0.4 Prozent der Mehrwert-       gehen. Der Grund für diese
          Christa Markwalder:  Die AHV                                      steuer, für die Güter des tägli-    Krise ist nicht der Krieg
          als wichtigstes Sozialwerk der                                    chen Bedarfs um 0.1 Prozent.        in der Ukraine, sondern
          Schweiz gerät aufgrund der stei-                                                                      das Versagen der Poli-
          genden Lebenserwartung immer                                      Was, wenn nur eine der beiden       tik, namentlich der aktu-
          mehr in eine finanzielle Schief-                                  angenommen wird?                    ellen Energieministerin Si-
          lage. Die AHV-Reform mit der                                      Dann könnte die Reform nicht        monetta Sommaruga und
          Erhöhung  des  Frauenrenten-                                      in Kraft treten, denn es braucht    ihrer Vorgängerin Doris
          alters auf 65 und die zusätzli-                                   ein Ja für beide Vorlagen – für     Leuthard. Die SVP fordert
          che Finanzierung via Mehrwert-                                    die Erhöhung der Mehrwert-          deshalb den Bundesrat                                  Bild: zVg
          steuer stabilisiert die  AHV für                                  steuer zusätzlich auch ein Stän-    auf, die völlig untaugli-      •  die  Energiestrategie
          die nächsten 10 Jahre, so dass                                    demehr.                             che Energiestrategie 2050         2050 endlich als ge-
          die Renten auf heutigem Niveau                                                                        endlich als gescheitert zu        scheitert zu erklären;
          gesichert werden können.                                   Bild: zVg  Die Linken sprechen von einem   erklären.                      •  einen  Strom-General
                                           Christa Markwalder, Berner FDP-Na-  Spiel mit dem Feuer. Was wären                                     einzusetzen, der Lö-
          Warum müssen Frauen die Sa-      tionalrätin                      die Konsequenzen bei einem          Ich spreche Klartext: «Frau       sungsvarianten  erarbei-
          nierung stemmen und sollten                                       Nein?                               Bundesrätin Sommaruga,            tet;
          dennoch  zu  einer  Reform  zu-  Es besteht ein dringender  Aus meiner Sicht spielen die              Ihre Spar-Appelle sind nur  •  20  Milliarden Franken
          stimmen?                         Handlungsbedarf bezüglich  Linken mit dem Feuer, wenn sie            dann glaubwürdig, wenn Sie        in eine sichere, kos-
          Bei der Einführung der AHV 1948  der Sanierung der AHV, doch  die AHV ohne die notwendigen            endlich Klarheit schaffen:        tengünstige und unab-
          war das Rentenalter für beide  die Warnung vor dem Defizit ist  Anpassungen in die Schulden           Die Strom-Krise ist hausge-       hängige Energieversor-
          Geschlechter 65. Später wurde  Schwarzmalerei, das zeigt doch  treiben und damit die Renten           macht. Die Energiestrategie       gung zu investieren. Die
          es für die Frauen gesenkt – nicht  die jahrelange Erfahrung?      der heutigen Pensionärinnen         ist gescheitert. Wir brauchen     Investitionen sind für die
          zuletzt, weil die älteren Männer  Die  positive  Entwicklung  der  und Pensionäre sowie jene der      eine Stromversorgung ohne         Sicherung von Winter-
          im Parlament gleichzeitig mit  Wirtschaft hat der AHV in den  zukünftigen Generationen ge-            Technologieverbote.»              strom einzusetzen;
          ihren jüngeren Frauen in Pen-    letzten Jahrzehnten geholfen.  fährden. Das darf nicht sein!                                        •  die  bestehenden KKW
          sion gehen wollten. Doch diese  Doch die Babyboomer kommen  Deshalb empfehle ich aus Über-            Mit Sorge blickt die Schweiz      weiter zu betreiben;
          Ungleichbehandlung kann heute  jetzt in Rente. Bereits ab 2025  zeugung 2x Ja zur AHV-Reform.         auf den kommenden Win-         •  alle  Technologiever-
          nicht mehr gerechtfertigt wer-   droht die AHV mehr auszuge-                                          ter. Angesichts der Energie-      bote  aus  dem  Gesetz
          den: die Frauen beziehen länger  ben als einzunehmen, deshalb          Interview: Corinne Remund      krise könnte es bei Strom         zu streichen;
          Rente und zahlen durchschnitt-   ist diese Reform jetzt nötig und                                     und Gas zu einer Mangellage  •  die  CO2-Reduktions-
          lich weniger ein.                dringend.                              www.sichereahv.ch             kommen – mit katastropha-         ziele zugunsten einer si-
                                                                                                                len Folgen für alle Menschen      cheren und bezahlbaren
                                                                                                                in unserem Land.  Etwas was       inländischen Energiever-
            KOLUMNE                                                                                             man sich bisher kaum ernst-       sorgung aufzuschieben;
                                                                                                                haft hat vorstellen können.    •  die Planung und Reali-
           NEIN zum Stimmrecht für Minderjährige!                                                               Die SVP hatte schon vor der       sierung von Kernkraft-
                                                                                                                                                  werken der neuesten
                                                                                                                Abstimmung zum Energiege-         Technologie (z.B. Mini-
          Am 25. September 2022 stim-      Auch sind die Absichten der Be-  lage ist. Desweitern würde mit      setz 2017 eindringlich vor Ver-   Reaktoren) sofort an die
          men die Berner Stimmberech-      fürworter von der Senkung des  der Senkung des Stimmrecht-           sorgungsproblemen und im-         Hand zu nehmen;
          tigen über eine Änderung der  Stimmrechtsalters durchschau-       alters auf kantonaler und kom-      mensen Kosten gewarnt. Die  •  das         Verbandsbe-
          Kantonsverfassung ab. Für  bar, denn in der Motion der  munaler Ebene eine Differenz                  damalige Bundesrätin Doris        schwerderecht im Be-
          uns  als  Co-Präsidenten  des  Grünen, welche den Anstoss  zum Stimmrecht auf eidgenössi-             Leuthard (CVP/Mitte) wim-         reich Ausbau von Was-
          Nein-Komitees ist diese Vor-     zur Vorlage gaben, sind klare  scher Ebene geschaffen. An eid-       melte die Kritik ab: Die Ver-     serkraft zu sistieren, bis
          lage schädlich und falsch. Das  politische Absichten erkennbar.  genössischen Wahlen und Ab-          sorgungssicherheit sei «nicht     die Energieversorgung in
          Stimmrechtsalter für Minder-     Der grüne Motionär rechtfertigt  stimmungen könnten weiterhin        infrage gestellt». Zumal man      der Schweiz wieder ge-
          jährige ist ein trojanisches  sein Anliegen in erster Linie  nur Schweizerbürger teilneh-             «in allen europäischen Staa-      währleistet ist. Die Mau-
          Pferd der grünen und sozialis-   mit der schweizweiten Klima-     men, die das 18. Lebensjahr er-     ten in den nächsten zwan-         ern von Stauseen sind,
          tischen Verbots- und Umvertei-   bewegung. Auch im regierungs-    reicht haben.                       zig Jahren eine genügende         wo immer möglich, so-
          lungspolitik.                    rätlichen Vortrag zum Geschäft                                       Stromproduktion» haben            fort zu erhöhen;
                                           kommt das Wort «Klima», wel-     Aus diesen Gründen empfeh-          werde». Und die Energiestra-   •  Gas-Lager       in    der
          Die Senkung des Stimmrechts-     ches eigentlich komplett the-    len wir, das Stimmrechtsalter       tegie koste pro Haushalt nicht    Schweiz aufzubauen.
          alters wurde im Kanton Bern  menfremd ist, nicht weniger  16 abzulehnen. Die aktuelle                 mehr als 40 Franken.
          letztmals  im  Jahr  2009  breit  als 6 Mal vor. Für uns ist aber  Forderung ist übrigens nur der                                    Die ausserordentliche Lage
          diskutiert. Die Berner Stimm-    klar, dass sich die Befürworter  Anfang. Weitere Forderungen         Heute ist allen klar: Man  erfordert einen ausserordent-
          bevölkerung hat das Anliegen  mit diesem «Buebetrickli» fal-      werden folgen, allem voran das      hat mit falschen Verspre-      lichen Sondergipfel mit den
          überdeutlich mit 75.4% abge-     sche Hoffnungen machen: Eine  Ausländerstimmrecht. Darum             chen die Bevölkerung über  Parteien, den Energieversor-
          lehnt. Alle Bernischen Gemein-   Mehrheit der jungen Menschen  wehret den Anfängen!                   den Tisch gezogen.             gern und den Wirtschaftsver-
          den haben die Vorlage damals  würde bürgerlich wählen und                                                                            bänden. Ansonsten läuft uns
          abgelehnt. Es ist eine Zwänge-   abstimmen.                                                           Für die kommenden Winter-      die Zeit davon.
          rei, schon wieder das Stimm-                                                                          monate lässt sich das Ver-
          volk dazu zu konsultieren, denn  Heute ist  die  Volljährigkeit,                                      sorgungsproblem nicht lö-
          es hat sich seit 2009 nichts ge-  die Sanktionierung nach Er-                                         sen. Deshalb werden wir
          ändert.                          wachsenenstrafrecht und  das                                         nicht ohne Verzicht durch-       ZUR PERSON:
                                           Stimm- und Wahlrecht bei 18                                          kommen. Die SVP fordert,         Erich Hess politisiert seit
          Die politische Schulbildung ist  Jahren festgelegt. Mit der ge-                                       dass dabei die Grundbedürf-      2015 für die SVP Kanton
          mit 16 Jahren noch nicht aus-    planten  Senkung  im  Kanton                               Bilder: zVg  nisse der Menschen sicher-    Bern im Nationalrat.  Be-
          gereift, zumal das Thema an der  Bern soll das Stimmrecht be-      Adrian Spahr und Nils Fiechter,    gestellt werden müssen und       ruflich ist er Geschäftsfüh-
          Volkschule  immer  mehr  ver-    reits für Minderjährige gelten.      Co-Parteipräsidenten Junge      die Wirtschaft nicht das poli-   rer von mehreren Immobi-
          nachlässigt wird. Erst in der Be-  Dabei würde das aktive Stimm-                 SVP Kanton Bern      tische Versagen ausbaden         liengesellschaften sowie
          rufsfachschule oder im Gym-      und Wahlrecht und das passive                                        muss.                            Lastwagenführer bei Affol-
          nasium setzen sich die jungen  Wahlrecht auseinandergerissen,                                                                          ter Transporte AG. Ebenso
          Bürger mit dem politischen Sys-  weil 16-Jährige aus rechtlichen                                      Um die Energie- und Strom-       engagiert sich der 40-Jäh-
          tem der Schweiz vertieft ausei-  Gründen ja gar kein Amt über-                                        versorgung für die Zukunft       rige mit viel Herzblut im
          nander. Der Weg zur politischen  nehmen könnten. Sie könnten                                          sicherzustellen, fordert die     Stadtrat Bern. In seiner
          Partizipation kann nicht di-     nicht einmal einen Vertrag ohne                                      SVP die verantwortliche          Freizeit fährt er gerne Ski
          rekt über das Stimmrecht füh-    elterliche Zustimmung unter-            Mitglied werden! |           Bundesrätin Sommaruga            oder Motorrad.
          ren, sondern über die Mitarbeit  schreiben. Damit zeigt sich, wie          (jsvpbern.ch)              entschieden auf
          Jungparteien.                    unlogisch  und  falsch  die  Vor-
   4   5   6   7   8   9   10   11   12   13   14