Page 3 - Berner Nachrichten Zentrum Ost - KW 33 - 2021
P. 3
DIENSTAG, 17. AUGUST 2021 SEITE 3
FORTSETZUNG
Die SVP Sektion Bümpliz hat
eine Petition gestartet, um den
Friedhof zu erhalten. Welche Mit spitzer Feder …
Reaktionen haben Sie aus der
Bevölkerung bekommen?
Ausschliesslich nur Positive! Abrechnung
Dabei ist zu beobachten, dass
nicht nur die parteigebunden
SVP-Gesinnungsfreunde unter- mit dem Gender-
schreiben, sondern ganz viele
Menschen aus allen ideologi- sternchen ***
schen und gesellschaftlichen
Ecken – von links bis rechts.
Liebe Leser*innen und weitere enhäuser wie SRF, politische Par-
Wie viele Unterschriften haben Geschöpfe, teien (SP und Grüne) und auch
Sie schon und wie lange kann gewisse Firmen den Genderstern
man noch unterschreiben? Bild: zVg Unsere Bundeskanzlei hat gerade oder ähnliche Zeichen. Die Trans-
Wir haben bereits die magische Ab 2023 sind keine neuen Gräber mehr geplant, Bestattungen sind von da an das Gendersternchen geprüft. gendertruppe ist natürlich scho-
Zahl von 5'000 Unterschrif- nur noch in bestehenden möglich, und spätestens ab 2062 wird der Friedhof Zur Erinnerung: Das * wird gerne ckiert ab der neuen Weisung, die
ten erreicht. Notfalls werden eine reine Parkanlage sein. als Instrument einer geschlech- ja so verletzend und widersprüch-
wir eine Volksinitiative starten tergerechten oder genderneu- lich ist.
und so den uneinsichtigen Ge- Welche Chance rechnen Sie sich zeichnen, denn jede zusätzli- tralen Sprache eingesetzt. Man Das Verwenden von Binnen-,
meinderat zu einem Umden- aus, den Friedhof Bümpliz zu che Unterschrift erhöht auch schreibt (und sagt) nicht mehr Unterstrichen und Genderstern-
ken zwingen. Wir haben auch retten? den Druck auf die Rot-Grünen, Leser oder Leserin, sondern Le- chen sollen für die sprachliche
noch die Möglichkeit, diese un- Wir von der SVP werden auch ihren unverständlichen Ent- ser*in (Singular) oder Leser*in- Gleichberechtigung der Frauen
sinnige Schliessung in der De- in der bevorstehenden Parla- scheid nochmals zu überden- nen (Plural). In der gesproche- sorgen. Dabei führt die sadis-
batte im Berner Stadtrat zu be- mentsdebatte alles daransetzen, ken. Es können auch Auslän- nen Sprache wird das Gender- tische Symbolpolitik nur zu im-
enden. Mit der Eingemeindung die Schliessung des Bümplizer der unterzeichnen und die re- sternchen gelegentlich durch die mer neuen Verschlimmbesserun-
von Bümpliz wurde der Erhalt Friedhofs zu verhindern. Dabei formierte Kirchgemeinde wehrt sogenannte Gender-Pause reali- gen. Und als aufgeschlossene
des Friedhofes zugesichert. Ich hoffen wir auch, dass möglichst sich auch gegen die Schliessung. siert: Leser [Pause] innen. Im Vor- Journalistin nervt es mich ein-
erwarte, dass man Versprechen viele Menschen unsere Petition wort des Leitfadens des Bundes fach gewaltig. Damit wird mein
einhält. gegen die Aufhebung unter- Interview: Corinne Remund zum geschlechtergerechten For- feines Sprachgefühl malträtiert
mulieren im Deutschen schreibt und vergewaltigt! Kurz und bün-
die Bundeskanzlerin Corina Ca- dig: Das ist einfach nur Sprach-
Zahlreiche Stimmen zur Erhaltung sanova: «Mit sprachlichen Knack- verhunzung pur. Ich habe daher
nüssen befasst sich dieser Leitfa-
drei Vorschläge. Zum ersten die
des Friedhofs Bümpliz: den, den Sie in den Händen hal- Doppelnennung als eindeutigste
ten. Er gibt Hilfestellungen für all Form der geschlechtergerechten
die Fälle, in denen geschlechter- Sprache – und als höflichste: Le-
gerechtes Formulieren nicht so serinnen und Leser, Bäuerinnen
«Der Friedhof Bümpliz ist ein Ort wo die Seele und der Geist einfach ist.» und Bauern. Dann gibt es eine
unserer Liebsten ruht, ein Ort des schweren Abschiednehmens, Sie sind sprachlos?! Aber warum bunte Palette grammatischer Er-
der tiefen Trauer, ein Ort an dem das Leben jedes Einzelnen für denn: Es geht um geschlechter- satzformen wie substantivierte
einen Moment still bleibt. Diesen Ort der Besinnung und der Er- neutrale Kommunikation, die un- Partizipien oder Adjektive (der/die
innerung aus finanziellen Überlegungen aufzuheben ist kultur- sere Sprache vielfältiger machen Bevollmächtigte, die Teilnehmen-
und pietätlos.» soll, was sich bei geschriebenen den, der/die Kranken . . .), oder
Texten bereits abzeichnet. Denn man greift zu Sach- statt Perso-
Monika Kammermann, neben dem * wird ja noch der Un- nenbezeichnungen (Quelle statt
Sekretariatsleiterin Verband der Krankenmobilienmagazine terstrich (Leser_innen), der Dop- Informant, Fachkraft statt Fach-
der Stadt Bern, Bümpliz pelpunkt (Leser:innen), der Me- mann, Leitung statt Leiter), ver-
diopunkt (Leser·innen) und die wendet generische Personenbe-
Binnenmajuskel (LeserInnen) ver- zeichnungen (Mensch, Person,
«Wer in Bümpliz aufgewachsen ist, soll auch hier beerdigt wer- wendet. Letztere ist aber in Ver- Mitglied) oder bedient sich einer
den können. Ich wünsche mir vom Berner Gemeinderat mehr ruf geraten, weil sie einem gene- erklärenden Klammerkonstruk-
Fingerspitzengefühl und endlich einmal Rücksichtnahme auf rischen Femininum gleichkommt: tion: Wir suchen Maler (m/w/d).
Bümplizer Anliegen! Was will man mit der Schliessung des Männer dürfen sich mitgemeint Wenn all das nicht funktioniert,
Friedhofs Bümpliz eigentlich genau einsparen? Auch als Park fühlen, doch wie sieht es mit der bleibt immer noch die Schräg-
müssten die Grünflächen unterhalten werden. Lassen wir die (verbalen) Integration von nonbi- strichlösung: Schülerinnen/Schü-
Toten ruhen und bewahren wir die Würde der Bümplizer Bevöl- nären oder intersexuellen Men- ler, Lehrer/-in, alle Bewerber/-in-
kerung!» schen aus? nen. Und das Problem ist für al-
lem aus der Welt geschaffen.
Thomas Fuchs, Stadtrat und Präsident SVP Bümpliz Texte der Bundeskanzlei dür- Doch der Leitfaden für ge-
fen (Gott sei Dank) keine typo- schlechtergerechte Sprache wird
grafischen Gender-Schreibwei- bis Ende 2021 überabeitet. Das
«Der Friedhof Bümpliz ist wunderschön gestaltet und dient sen enthalten. Kurz und bündig: Gestürm ist also vorprogram-
nicht nur dem Andenken an Verstorbene, sondern auch als Ort Die Bundeskanzlei sagt nein zum miert und über das Gendern in
der Erholung. Jede Stadt wäre dankbar für einen Ruhepol an Gendersternchen und trifft meiner der deutschen Sprache wird wohl
solch zentraler Lage! Viele Menschen haben ihre Angehörigen Meinung nach, eine neue vernünf- noch viel gestritten! Damit wird die
auf dem Friedhof Bümpliz beerdigt. Gerade für ältere Leute ist tige Regelung. Die Bundeskanzlei (angebliche) Diskriminierung nur
es ein grosser Trost, ihre verstorbenen Geschwister oder Ehe- argumentiert unter anderem be- noch schlimmer gemacht und ein
partner nahe zu wissen.» stehe Unklarheiten, wer mit dem Problem hochstilisiert, wo keines
Zeichen wie Stern, Doppelpunkt ist. Denn die Beschränkung auf
Janosch Weyermann, oder Underscore genau gemeint die männliche Schreibweise ent-
Stadtrat und Präsident Junge SVP Stadt Bern sei. Dies könne zu Rechtsunsi- springt einzig meinem Verständ-
cherheiten führen. Ebenso seien nis von Leserlichkeit und ist in kei-
die Zeichen mehrdeutig. So ner Weise ein Angriff auf das Ge-
«Seit Jahren lebt die rotgrüne Stadt über ihre Verhältnisse und werde der Stern auch als Zensur schlecht, die Geschlechtsidenti-
bläht die Verwaltung auf. Nun will der linke Gemeinderat über benutzt. Und das wichtigste Ar- tät oder die sexuelle Orientierung.
Leichen gehen und bei einem Friedhof sparen. Erst kürzlich fei- gument überhaupt: Gendersterne PS. Das Gendersternchen hat
erte man das 100-Jahr-Jubiläum der Vereinigung von Bern und seien zusammen mit ähnlichen übrigens in der Schule nichts zu
Bümpliz. Nun will die Stadt den Bümplizern ihren Friedhof weg- Zeichen «Vorwiegend Ausdruck suchen. Geschlechterneutrale
nehmen. Dies ist inakzeptabel!» einer bestimmten gesellschafts- Sprache sorgt mehr für Ausgren-
politischen Haltung». Denn in der zung als für Gleichstellung!
Erich Hess, Nationalrat und Stadtrat, Bern Schweiz bestehe das «dritte Ge-
schlecht» rechtlich noch nicht. Al- Herzlichst,
lerdings verwenden bereits– wer Ihre Corinne Remund
hätte das gedacht – grosse Medi- Verlagsredaktorin