Page 5 - Berner Nachrichten West - KW 22 - 2024

DIENSTAG, 28. MAI 2024 SEITE 5

Antisemitismus und Rassismus – was machen die Schulen?

Anfang März dieses Jahres ten von Studierenden. Nebst amt sprechen. Zusätzlich wird
verübt ein 15-Jähriger einen der Thematik von «Oral His- die Roll-Up Ausstellung der
brutalen Angriff auf einen or- tory» wurden Unterrichtsma- «The Last Swiss Holocaust Sur-
thodoxen Juden in Zürich. terialien verfasst, die wieder in vivors» im Schulhaus zu se-
Von verschiedenen Seiten die Unterrichtseinheiten des di- hen sein. Aussagen wie die von
wurde kurz nach dem Angriff gitalen Buches integriert wer- Ronja von 2023 zeigen, wie
gefordert, man müsse in der den konnten. An der Pädago- wichtig die Begegnung mit Zeit-
Bildung und den Schulen an- gischen Hochschule St. Gallen zeugen heute ist.
setzen und die Jugendlichen konnten Lehrerweiterbildun-
besser über die Dimension gen zum Thema lanciert wer- «Der Vortrag der Holocaust
des Zweiten Weltkriegs und den, die auf grosses Interesse Zeitzeugin Agnes Hirschi war
des Holocausts unterrichten. stiessen: sehr spannend, aber auch
schockierend. Ich war beein-
Im Schulalltag fragen Jugend- «Wir werden das digitale Buch druckt, wie sie alle ihre Erin-
liche oft bereits in der 1. Sek, ‹Schweizer Jugend im Zweiten nerungen lebendig weitergeben
wann endlich der Zweite Welt- Bilder: zVg Weltkrieg› definitiv in den Ge- konnte».
krieg thematisiert werde. Am Erika Bigler ermöglicht den Jugendlichen mittels «Oral History» einen neuen schichtsunterricht einfliessen
Interesse fehlt es folglich nicht. Zugang zur Geschichte. lassen. Wir überlegen uns auch Elternhaus trägt
Mit dem Lehrplan 21 wurden schon ein jahrgansübergrei- Verantwortung mit
jedoch die Geschichtslektio- Zweiten Weltkrieg». Es beinhal- wird im Geschichtsunterricht fendes Projekt daraus zu ma- Das digitale Buch ««Schweizer
nen nochmals gekürzt und der tet Videos von Zeitzeuginnen auf den Sekundarstufen I und II chen.» Jugend im Zweiten Weltkrieg»
Zweite Weltkrieg wird oft erst und Zeitzeugen, die den Krieg eingesetzt. Lehrpersonen schät- ist nicht nur ein Lehrmittel für
Ende der 3. Sek behandelt. Je als Kinder und/oder Jugendli- zen das digitale Buch mit den «Die im digitalen Buch präsen- den Schulunterricht. Es ist für
nach Interesse der Lehrper- che in allen vier Sprachregio- Videos, weil sie Geschichten tierten Zeitzeugen Interviews jedermann kostenfrei zugäng-
son oder dem Zeitdruck des nen der Schweiz erlebt haben, von realen Menschen erzählen können gezielt im Geschichts- lich und kann auch von Eltern
Schulstoffes geschieht dies eher sowie Zeitzeugen, die vor dem und so den Jugendlichen näher- unterricht eingesetzt werden. und Grosseltern forschend er-
oberflächlich oder etwas ver- Holocaust in die Schweiz ge- kommen, als dies ein «trocke- Es steht hochstehendes Begleit- kundet werden.
tiefter. In der aktuellen poli- flüchtet sind. nes» Geschichtsbuch könnte. material zur Verfügung!» Bildung und eine aktive Ausei-
tischen Lage wäre eine The- Jugendliche sollen mittels Daher ist die Weiterbildung von nandersetzung mit der Thema-
matisierung jedoch besonders «Oral History» einen neuen Zu- grosser Wichtigkeit. In Zusam- Holocaust Zeitzeugen tik darf nicht ausschliesslich an
wichtig. Lehrpersonen können gang zu Geschichte erhalten. menarbeit mit dem Geschichts- sprechen zu Schulklassen die Schule delegiert werden. El-
einen entscheidenden Unter- Das digitale Buch ist kosten- dozenten Andreas Stadelmann, Ende Mai wird erneut ein Ho- tern tragen ebenfalls eine grosse
schied machen, indem sie sich frei zugänglich und kann über von der Pädagogischen Hoch- locaust Zeitzeuge zu 100 Schü- Verantwortung. Bildung und
im Unterricht mit der Thematik das Smartphone, den Compu- schule Bern, entstanden drei lerinnen und Schülern einer 3. Aufklärung über geschichtliche
des Holocausts sowie mit Ras- ter oder das iPad nach Inter- themenbezogene Masterarbei- Sek im Zürcherischen Säuli- Fakten ist heute nötiger denn
sismus und Antisemitismus aus- esse im eigenen Lerntempo er- je, im Schulunterricht und im
einandersetzen. kundet werden. Familienkreis.
Die Zeitzeuginnen und Zeitzeu-
Neue Unterrichtsideen gen im digitalen Buch zählen Erika Bigler,
Früher befragten Schülerinnen zu verschiedenen Religionen, Sekundarlehrerin und
und Schüler im Geschichts- unter ihnen sind auch Jüdin- Präsidentin des Vereins
unterricht ihre Grosseltern nen und Juden. In Zusammen- für zeitgemässes Lernen
zum Erleben der Zeit während arbeit mit der «Gamaraal Foun-
des Zweiten Weltkriegs. Da dation» und der Stiftung «The www.erikabigler.ch
mehr und mehr dieser Zeitzeu- Last Swiss Holocaust Survi-
ginnen und -zeugen verstarben, vors» konnten zusätzlich Zeit-
kam die Frage auf, wie diese Ge- zeugen Videos von Geflüchteten Digitales Buch
schichten für kommende Gene- vor dem Holocaust ins digitale «Schweizer Jugend
rationen erlebbar gemacht wer- Buch integriert werden. im Zweiten Weltkrieg»
den könnten. In diesem Prozess
entstand das Projekt des digita- Relevanz in der Weiterbil-
len Buches. dung für Lehrpersonen
Der Zugang erfolgt über das Das digitale Buch «Schweizer
Internet: «Schweizer Jugend im Jugend im Zweiten Weltkrieg» Das Projekt des digitalen Buches macht Geschichte erlebbar.

Neue Pro-Patria-Briefmarken sind den Auslandschweizer/innen gewidmet

Der Fünften Schweiz sind den schliesslich die Designs der und Winterlager in verschie-
zwei Sonderbriefmarken ge- in London wohnhaften Lugane- denen Regionen der Schweiz
widmet. Das Konzept für die serin Sandra Liscio. durch, die sehr beliebt sind.
neuen Pro-Patria-Marken ha- Mit dem Jugenddienst will die
ben Auslandschweizer Ju- ASO-Jugenddienst Auslandschweizer-Organisation
gendliche in den Ferienlagern Der Jugenddienst der ASO den Bedürfnissen der vielfälti-
der Auslandschweizer-Orga- richtet sich an junge Ausland- gen Gemeinschaft junger Men-
nisation (ASO) entwickelt. schweizer/innen zwischen 15 schen mit Schweizer Staatsbür-
Die ASO freut sich über diese und 25 Jahren für die Vernet- gerschaft in der Welt gerecht
Würdigung der Ausland- zung untereinander sowie mit werden und ihren Bezug zur
schweizer Gemeinschaft. der Schweiz. Er führt in Zusam- Schweiz herstellen und stärken.
menarbeit mit Jugend+Sport
Jedes Jahr veröffentlicht die Bild: zVg schwerpunktmässig Sommer- pd
Schweizerische Post Sonder- Neue Pro-Patria-Briefmarken von Sandra Liscio: Dieses Jahr sind die Sonder-
marken mit einem Taxzuschlag, marken der Fünften Schweiz gewidmet.
der der Stiftung Pro Patria zu- Die Auslandschweizer-Organisation (ASO)
gutekommt. Dieses Jahr sind hält so symbolisch per Post Ein- sammelten in den Sommerla- Die Auslandschweizer-Organisation (ASO), SwissCommunity, in-
die Sondermarken der Fünf- zug in den Alltag der Menschen gern 2023 des ASO-Jugenddiens- formiert, vernetzt, berät und vertritt gut 800'000 Schweizer/innen
ten Schweiz gewidmet. Die Aus- hier und anderswo. tes gemeinsam Ideen für die
landschweizer-Organisation Briefmarkengestaltung. Die Vor- im Ausland. Sie ist Herausgeberin des unabhängigen Magazins
(ASO), SwissCommunity, freut Fünfte Schweiz an Produk- schläge der 15- bis 18-jährigen «Schweizer Revue» und organisiert den Auslandschweizer-
sich besonders über dieses Pro- tion beteiligt Lagerteilnehmenden wurden an Kongress. Für junge Auslandschweizer/innen von 15 bis 18
jekt, denn es unterstreicht ihr Die Sujets für die Sondermarken drei im Ausland lebende und von Jahren organisiert die ASO Sommer- und Winterlager in der
Grundanliegen, die Verbindung wurden in enger Zusammen- der Post ausgewählte Schweizer Schweiz. Der Auslandschweizerrat (ASR) ist das höchste Organ
zwischen den im Ausland le- arbeit mit der Auslandschwei- Grafiker/innen weitergeleitet – der ASO und «Parlament» der Fünften Schweiz. Der ASR wird
benden und den in der Schweiz zer Community konzipiert. 124 als Einladung, am Wettbewerb vom Bund anerkannt als offizielle Stimme der Schweizer/innen
wohnhaften Landsleuten zu Auslandschweizer Jugendliche zur Gestaltung der Briefmarken im Ausland. www.swisscommunity.org
stärken. Die Fünfte Schweiz aus 33 verschiedenen Ländern teilzunehmen. Ausgewählt wur-